Meine Windhunde ... und ich

Freilauf und Bewegungsstudie

Einen Windhund beim Freilauf zu beobachten ist wunderschön und man freut sich an dieser Eleganz der Bewegungen immer wieder aufs Neue. Coursen und Laufen auf der Rennbahn sind zwar hervorragende Möglichkeiten, dem Hund die notwendige Bewegung zu verschaffen, doch können sie meines Erachtens nie das ungezwungene freie Laufen ersetzen.

Ein künstlicher oder echter Hase braucht auf den Wiesen und Weiden nicht vorhanden sein. Meine Windhunde liefen alle um des Laufens Willen! Der Anreiz dafür ist manchmal allein schon der Blick auf das freie Feld; denn ein Windhund läuft aus Leidenschaft, auch ohne Beute im Visier zu haben. Das muss man unbedingt allen Jägern erzählen, dass ein Windhund aus Passion läuft und nicht nur, wenn er Wild verfolgt. Sollte dieses aber doch mal aus Unvorsicht des Halters geschehen (dieser sollte immer mehr sehen als sein Hund), dann haben bei einem Windhund Hase und Reh eine reelle Chance zu entkommen. Alle Windhunde sind nämlich Sichtjäger (deshalb der Name auf englisch „Sighthounds“). Was bedeutet das? Der Windhund jagt nicht mit der Nase, sondern mit den Augen. Sollte wirklich Wild aufspringen, wird er natürlicherweise seinem Instinkt folgen und hinterjagen, doch sobald das flüchtende Tier im Dickicht oder im Wald verschwunden ist und der Sichtjäger es nicht mehr sieht, wird dieser bald die Verfolgung aufgeben. In diesem Moment ist es gut möglich, dass der Besitzer eines Windhundes seinen Hund zurückruft oder –pfeift. Nach dem 2. oder 3. Kommando kommen oder kamen meine Windhunde meistens sofort zurück, der eine schneller als der andere. Einmal ist ein Kaninchen vor den Pfoten meines Whippets tot zusammengebrochen. Es litt an der schrecklichen Augenkrankheit „Myxomatose“ und sein Tod war eine Erlösung. In vierzig Jahren ist kein Hase durch einen meiner frei laufenden Windhunde ums Leben gekommen, doch ich möchte nicht wissen, wie viele Hasen in dieser Zeit von Autos überfahren wurden. Da ich immer einen Windhund halte, kann ich zurecht behaupten, dass ein frei laufender Windhund keine große Gefahr für Wild darstellt. Und jeder Jäger sollte sich schwer hüten, einen Windhund zu erschießen; denn dadurch zeigt er seine Unkenntnis. Windhunde gehen folglich nicht auf Spur. Sollten aber Hunde der Jagdhund-Rassen nicht in Jägerhand geraten und ihnen die Möglichkeit zum Wildern geboten werden, dann können sie zu einer Gefahr für Wild werden, weil diese Hunde ihre Beute mit der Nase verfolgen und immer wieder aufstöbern.

Wenn ich meinen Saluki von der Leine lasse und er im vollen Galopp auf die große Weide springt, um dort erst mal ein paar Runden zu laufen, dann „lacht“ mein Herz. Wenn er mir entgegenläuft, kann ich in sein Gesicht schauen und die hochgezogenen Lefzen deuten auch an, dass er in seinem Element ist. Es ist ein ästhetischer Anblick, wie sich Sehnen und Muskeln spannen. Dabei kann ein Saluki nicht nur mit voller Muskelkraft laufen, dass man meint, der Boden dröhnt, sondern er ist auch in der Lage, wie eine Feder mit Leichtigkeit um Büsche und Bäume zu schweben. Das sieht äußerst grazil aus und man wundert sich immer wieder, wie schnell er dabei die Hindernisse wahrnimmt, um sofort zu reagieren und die Geschwindigkeit einzustellen. Bei diesem Tempo ist der Saluki in der Lage, wie ein Eichhörnchen seine Rute zum Steuern zu bedienen.

Streckung und Beugung, so dass die Beine manchmal den Erdboden nicht berühren, sind die Merkmale eines laufenden Windhundes. Diese einzelnen Phasen versucht man als Fotograf immer wieder festzuhalten, um sich daran zu erfreuen. Das ist mir bei einer schnellen Verschlusszeit auch manchmal geglückt. Ebenso ist es interessant, einen Saluki von hinten zu fotografieren, wenn er stabil auf den Hinterbeinen läuft. Er sollte nämlich in einem sogenannten „Single Tracking“ laufen, also auf einer Linie laufen. Beim Fuchs heißt diese Fortbewegungsart „schnüren“. Das konnte ich auch bei meinem Saluki beobachten, aber ohne dass er hinten eng läuft. Das Seitengangwerk sollte bei einem Saluki weitausgreifend und schwebend sein, doch ohne die Vorder- oder Hinterbeine nach vorne bzw. nach hinten wegzuwerfen. Das Gangwerk des Afghanen ist zwar besonders attraktiv, ist aber beim Saluki nicht erwünscht; doch auf Ausstellungen kann man es ab und zu bei sogenannten „Show Dogs“ beobachten.

Überhaupt sollte bei der Zucht von Windhunden darauf geachtet werden, dass Schönheit UND Leistung auf beiden Teilen ausgewogen vorhanden ist. Die Realisierung dieses so bedeutungsvollen Zuchtziels ist für Züchter und für Halter aus Zeit- und Kostengründen nicht einfach. Aus diesem Grunde sind Ehrungen und Preise vom Verband, die dieses Zuchtziel präsentieren, sehr wichtig!


Alle Texte und Bilder, sofern nicht anders gekennzeichnet, sind Copyright ©